Schmerzlinderung unter der Geburt – Von Atemtechnik bis PDA
Viele Frauen fürchten sich vor den Schmerzen unter der Geburt. Das ist verständlich – denn die Intensität der Wehen ist schwer vorherzusagen. Doch was viele nicht wissen: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, mit dem Geburtsschmerz umzugehen. Manche sind ganz natürlich, andere medizinisch – und jede Frau darf selbst entscheiden, was zu ihr passt. Dieser Blogpost gibt dir einen Überblick über bewährte Methoden der Schmerzlinderung, ihre Vor- und Nachteile und was du in der Klinik dazu wissen solltest.
1. Mentale und körperliche Methoden der natürlichen Schmerzlinderung
Atemtechniken
Bewusstes Atmen hilft, Spannungen zu lösen und Schmerzen nicht zu bekämpfen, sondern durchfließen zu lassen. Viele Geburtsvorbereitungskurse vermitteln:
Tiefes, rhythmisches Atmen während der Wehen
Ausatmen in den Schmerz hinein (statt dagegen anzuspannen)
Visualisierende Atemtechniken, z. B. das "Wellenreiten"
Vorteil: Jederzeit anwendbar, sofort verfügbar, stärkt das Körperbewusstsein.
Bewegung und Positionen
In Bewegung zu bleiben, kann Schmerzen deutlich lindern – z. B. auf dem Ball sitzen, stehen, kreisen, stützen, knien.
Aufrechte Positionen fördern die Schwerkraft
Weniger Druck auf den Rücken
Mehr Selbstbestimmung durch Mobilität
Tipp: Besprich im Kreißsaal, welche Hilfsmittel (Hocker, Seile, Matten) es gibt.
Warmes Wasser / Wärme
Ein warmes Bad oder eine warme Dusche kann entspannen – sowohl körperlich als auch seelisch.
Wärme lockert Muskulatur
Mindert das Schmerzempfinden
Sorgt für Geborgenheit
Auch ein Wärmekissen auf dem unteren Rücken wirkt oft wohltuend.
Massage und Berührung
Massagen durch die Partnerperson (z. B. Kreuzbeinmassage) oder gezielte Druckpunkte wirken beruhigend. Auch leichte Streicheleinheiten, Halten der Hände oder Augenkontakt können Halt geben.
2. Alternative Methoden mit professioneller Begleitung
Akupressur und Akupunktur
Einige Kliniken oder Hebammen bieten Akupunktur an. Bestimmte Punkte am Körper können Wehen fördern oder Schmerzen lindern. Akupressur ist auch ohne Nadeln möglich – durch gezielten Druck.
Aromatherapie
Ätherische Öle wie Lavendel, Orange oder Rose können entspannend wirken – sofern du auf Düfte positiv reagierst.
Wichtig: Kläre vorher mit der Klinik, ob Aromatherapie erlaubt ist.
Hypnobirthing
Ein mentaler Ansatz, der auf Entspannung, Visualisierung und Affirmationen basiert. Ziel ist es, den Körper in einen ruhigen, schmerzärmeren Zustand zu bringen.
Vorteil: Hilft, Angst-Spannung-Schmerz-Kreisläufe zu durchbrechen.
3. Medizinische Schmerzlinderung – was die Klinik anbietet
Lachgas (Distickstoffmonoxid)
Ein gasförmiges Schmerzmittel, das über eine Maske eingeatmet wird.
Wirkung: Entspannend, leicht schmerzlindernd, wirkt sofort
Vorteil: Kann jederzeit abgesetzt werden, wenig Nebenwirkungen
Nachteil: Bei starker Schmerzintensität oft nicht ausreichend
Schmerzmittel (z. B. Paracetamol, Opioide)
Manche Kliniken bieten milde Schmerzmittel per Tablette oder Infusion.
Vorteil: Einfach anzuwenden, risikoarm
Nachteil: Begrenzte Wirkung, mögliche Müdigkeit
Opioide (z. B. Meptid, Dolantin) werden in der Regel per Spritze gegeben:
Stärkere Wirkung als Paracetamol
Können Müdigkeit oder Übelkeit verursachen
Können auf das Baby übergehen → ggf. verändertes Atemverhalten
PDA – Periduralanästhesie
Eine der wirksamsten Methoden zur Schmerzausschaltung, v. a. bei langem Geburtsverlauf oder geplanter vaginaler Geburt nach Kaiserschnitt.
Wirkung: Schaltet Schmerzempfinden im Unterkörper nahezu komplett aus
Vorteil: Tiefe Entspannung, keine Erschöpfung durch Schmerzen
Nachteil: Eingriff mit Risiken (z. B. Blutdruckabfall, Rückenbeschwerden), erfordert Anästhesist*in
PDA bedeutet nicht zwangsläufig Bewegungslosigkeit – viele Kliniken ermöglichen "Walking-PDAs".
4. Die richtige Entscheidung für dich – was du bedenken solltest
Die beste Methode ist die, mit der du dich sicher und wohl fühlst. Wichtig ist:
Informiere dich frühzeitig über die Möglichkeiten deiner Klinik
Sprich mit deiner Hebamme oder Gynäkologin
Nimm deinen Partner mit ins Boot – gemeinsam entscheiden stärkt
Habe einen Plan B – jede Geburt verläuft anders
Du darfst Schmerz empfinden – aber du musst ihn nicht still ertragen. Schmerzmittel sind keine Schwäche, sondern eine Option. Genauso darfst du dich ganz bewusst für einen natürlichen Weg entscheiden – wenn er sich für dich richtig anfühlt.
Fazit: Du hast die Wahl – Wissen gibt Sicherheit
Die Geburt ist eine körperliche Höchstleistung – und kein Schmerzmarathon, den du heldenhaft durchstehen musst. Du hast heute viele Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern – auf sanfte, unterstützende oder medizinische Weise. Je besser du informiert bist, desto souveräner kannst du entscheiden. Und das Wichtigste: Du musst nicht allein da durch. Du darfst Hilfe annehmen – ganz gleich, in welcher Form.